Kein Zufall

Ich zählte die Autos

die vorbeifuhren

bei siebenundzwanzig fing ich

wieder von vorne an

ich machte ein Foto

von dem achtundzwanzigsten Auto

schloss die Augen und

entschied mich

ich wählte deine Nummer

nach drei Mal klingeln

legte ich auf und

stellte mein Handy auf stumm

keine zwei Minuten später

riefst du zurück

es war zu spät und das

war es immer gewesen.

Jemand wird zuhören

Und nun mied ich auch Menschen

und blieb in meinem Zimmer

für Tage wären zu Wochen geworden

wärst du nicht gewesen

und hättest geklopft an meine Tür

blieb verschlossen

trotzdem setztest du dich

bis ich mich öffnete

und dann die Tür

manchmal rede ich noch heute zu ihr

vielleicht sitzt du ja

auf der anderen Seite

und hörst zu.

Am Stübenplatz

Prolog

Ich sitze am Stübenplatz und schaue.

I.
Menschen gehen vorbei. Irgendwie. Kommt es, dass sie hier sind. Wo ich bin. Zumindest jetzt gerade. Wir kennen uns nicht. Aber nun gehen sie an mir vorbei. Ich könnte sie fragen. Nach ihren Wegen. Den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen. Warum ich es nicht tue? Weil man das nicht tut. Aber warum ich es nicht tue?

II.
Menschen bleiben stehen. Vielleicht ein Paar. Unterhalten sich. Laut. Ich verstehe sie nicht. Weil ich ihre Sprache nicht spreche. Welche Sprache es ist? Sie reden laut. Und strahlen sich an. Ja, ein Paar. Jedenfalls bald. Ich merke, ich beginne auch zu strahlen. Obwohl ich nicht verstehe, verstehe ich. Dass ich immer so leise rede.

III.
Menschen gehen vorbei. Ich frage jemand nach seinen Wegen. Wohl zu laut. Er sei nicht schwerhörig, sagt er. Ich fühle mich ertappt. Was er merkt und lacht. Ob ich denn Zeit habe. Habe ich. Er setzt sich mir gegenüber. „Ich wollte sowieso gerade was essen“, sagt er und fängt an zu erzählen. Von seinen Wegen. Den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen.

Epilog

Ich sitze am Stübenplatz und höre zu.